Neues WRC-Sonntagsformat und -Punktesystem für 2024 im Gespräch

Änderungen am Sonntagsformat und ein neues Punktesystem gehören zu den Ideen, die Rallye-Weltmeisterschaft und FIA für 2024 diskutieren

(Motorsport-Total.com) - Änderungen am sportlichen Format der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) für die Saison 2024 werden konkreter. Wie WRC-Sportdirektor Peter Thul gegenüber der englischsprachigen Ausgabe von 'Motorsport.com' bestätigte, rückt dabei vor allem das Sonntagsformat in den Fokus. "Der Sonntag steht ganz oben auf der Liste", so Thul.

Titel-Bild zur News: Teemu Suninen

Der Sonntag könnte in der WRC umgekrempelt werden (Symbolbild) Zoom

Das ist das Ergebnis mehrerer Gespräche, die Vertreter des WM-Promoters und des Automobil-Weltverbandes FIA in den vergangenen Monaten mit Fahrern und Teamvertretern geführt haben. Ziel der Gespräche ist es, die Attraktivität der Rallye-WM zu steigern.

Und hier, so die einhellige Meinung, gibt es vor allem am Sonntag noch Luft nach oben. Oft sind die Positionen im Gesamtklassement bereits vergeben, weshalb die Fahrer auf den Sonderprüfungen vor der abschließenden Powerstage vorsichtig agieren, um Reifen zu sparen.

"Cruisen" am Sonntag soll vermieden werden

Das gelte vor allem für Fahrer, die nach einem Ausfall an den Vortagen wieder ins Geschehen eingreifen, aber in der Gesamtwertung keine Rolle mehr spielen. "Im Moment ist es so, dass jemand, der nicht in den Punkten ist, die letzten drei Prüfungen fährt und dann auf der Powerstage alles gibt."

Genau das soll durch eine Anpassung des Reglements verhindert werden. Wie genau, ist allerdings noch offen. "Es gab eine Diskussion, ob ein frischer Reifensatz helfen würde. Ein Großteil der Fahrer hat Nein gesagt. Es gibt keine hundertprozentig richtige Lösung", sagt Thul. "Wir überlegen und diskutieren, haben aber noch keine endgültige Lösung gefunden, ob ein intelligentes Punktesystem helfen könnte, am Sonntag schneller zu fahren.

Allerdings dürfe eine weitere Punktevergabe am Sonntag nicht das gesamte Punktesystem verwässern. "Der Sieger soll die meisten Punkte bekommen, und natürlich müssen auch diejenigen, die die Rallye durchfahren, etwas davon haben, sonst werten wir die Tage davor ab", sagt Thul. "Wir dürfen es den Zuschauern nicht zu kompliziert machen."

Fans sollen noch besser eingebunden werden

Außerdem will die WRC die Fans noch mehr in das Geschehen einbinden. "Vielleicht können wir vor der Powerstage eine Reifenwechselzone oder ein Regrouping einrichten, das ist interaktiver. Einen Grid-Walk und solche Dinge", sagt Thul. "Das muss mit den Regeln des Parc Ferme in Einklang gebracht werden, aber es gibt eine Möglichkeit."


Fotostrecke: Die knappsten Rallyes der WRC-Geschichte

Erste Änderungen in diese Richtung wurden bereits am vergangenen Wochenende bei der Rallye Estland getestet. So wurde die Pressekonferenz vor der Veranstaltung durch eine neue "Meet the Crews"-Show auf der Bühne vor tausenden Fans bei der Startzeremonie ersetzt. Diese Show und die Pressekonferenz nach der Veranstaltung wurden erstmals für die Fans kostenlos per Livestream übertragen und stießen auf positive Resonanz.

Thul verriet auch, dass eine Rückkehr der Qualifikationsprüfung zur Ermittlung der Startreihenfolge bei einer Rallye im Gespräch ist. Dieses Format wird derzeit in der Rallye-Europameisterschaft (ERC) verwendet und wurde von 2012 bis 2014 auch in der Rallye-WM eingesetzt.

Kommt das Qualifying zurück?

"Es [das Qualifying] funktioniert in der ERC sehr gut, aber wenn wir es falsch machen, könnte es mit der totalen Dominanz eines Fahrers enden und dann haben wir genau das, was wir vorher hatten", gibt Thul zu bedenken. "Ich bin nicht dagegen, ich persönlich mag es, aber wir müssen auch die möglichen Nachteile sehen. Wir wollen es nicht vermasseln. Wir müssen sorgfältig abwägen und alle Informationen sammeln.

"Wir haben darüber diskutiert, das Format zu verkürzen, aber nicht bei jeder Veranstaltung", gibt der WM-Sportdirektor einen Einblick in die weiteren Überlegungen. "Wir glauben, dass kürzere Etappen manchmal mehr Spannung bringen und wir mehr Autos zeigen können. Es liegt alles auf dem Tisch."

"Es war eine sehr fruchtbare Diskussion, die wir geführt haben", sagt Thul. "Ich denke, wir werden einige Dinge ändern, aber nicht alles sofort, und wenn wir Entscheidungen treffen, wird vielleicht jemand enttäuscht sein. Ich bin ziemlich zuversichtlich, dass das nächste Jahr besser wird als dieses."

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